Die Titschenwarte, Wunderblick...

Geschichten


Am 23. Juli 1889 wurde von der Sektion Bozen des österreichischen Touristenklubs am Titschengipfel (1616 m) eine aus soliden Holzstämmen gefügte, mit doppelten Schindeldach versehene Aussichtswarte errichtet.Ein zeitgenössische Bericht dazu:

Anlässlich der Fertigstellung der Aussichtswarte am Titschen fand nun am Sonntag ein gelungener Sektionsausflug statt, welchem sich Sommerfrischler in Kollern, Touristen und wackere Nimrode aus Bozen angeschlossen hatten. Man wanderte gruppenweise zu jenen luftigen Höhen hinauf, welche an diesem Tag von mehr als 30 Personen besucht worden waren. Der Steig, welchen Herr Ing. Stipeck mit einer vorzüglichen Markierung versehen ließ, ist sehr bequem, mit nicht allzu großer Steigung durch den Hochwald angelegt und wird die Aussichtswarte von Kollern aus in einer guten Stunde erreicht. Jung und Alt erfreute sich der weiten Aussicht bei prächtig klarem und fast windstillem Wetter. Erst nach 2 Uhr kam man nach Kollern zurück, wo im altbewährten Gasthaus die ,Knödel" vorzüglich schmeckten und dem trefflichen frischen Rothwein eifrig zugesprochen wurde. Unterdessen waren noch mehrere tapfere Nachzügler aus der Stadt erschienen, dass bald das fröhliche Treiben auf Kollern herrschte. Gegen den Abend erfolgte der Abschied von der frischen heiteren Höhe. Beim ,Röll' und in Kampenn beim ,Kofler' gingen die immerfort durstigen Touristenbrüder nicht gleichgültig vorbei. Alle Teilnehmer waren von dieser lohnenden Bergpartie durchaus befriedigt. Fernerhin wird dieses Ausflugsziel gewiss häufig erwählt werden, denn es gibt in solcher Nähe zur Stadt keinen schöneren Aussichtspunkt, als der Titschen es ist."

Der Kohlerer Berg bietet herrliche Ausblicke und romantische Steige. Zu nennen ist der Titschengipfel am Rotsteingebirge, auch Stadlegg genannt, auf dem die Stadtgemeinde Bozen mit 1619 m ihren höchsten Punkt erreicht (und durch den sie von 1910 bis 1918 die "höchste Stadt in der k.k. Monarchie" gewesen ist): er trug seit 1928 bis zum 2. Weltkrieg einen hölzernen Aussichtsturm. Die Aussicht ist hier nachmittags am wirkungsvollsten; sie zeigt uns das liebliche Kleinleben des Eggentales und darüber in großartiger Pracht die Wunder der Dolomiten.

Außer der "Titschenwarte" über den Porphyrwänden der Ostseite, die schon 1889 errichtet wurde und unzählige Inschriften aus 90 Jahren trägt, sind auch zu nennen die drei Felskanzeln über dem Etschtal: die Köhlwände, die Rotwand und der Nachtspitz, das seltsame Landschaftsbild des Toten Mooses, eines Hochmoors, an dem der Kohlerer Berg zu Ende geht und über einen schmalen Sattel in den Regglberg hinüberleitet, sowie für Trittsichere die Steiglein zwischen den und durch die Lammern der Ostseite mit sehr abwechslungsreichen Naturbildern.

Eine Sage berichtet, daß da oben der großmütige Riese "Titsch" gewohnt habe...(siehe Sagen)

Von der Halsstarrigkeit eines Besitzers am Virgl und der noblen Weise der Kohlerer - die Eröffnung der Titschenwarte am 14. Juli 1889

Nachdem durch die Halsstarrigkeit eines Besitzers am Virgl das Projekt eines Virglsteiges und einer Virglwarte aufgegeben werden musste, beschloss der Sektionsausschuss einen Fußsteig von Kollern auf den Titschen anzulegen und dortselbst an exponiertem Punkte eine Ausischtswarte zu erbauen.

Am 14. Juli fand die Eröffnung der Tischtenwarte in der gelungensten Weise statt und alle Teilnehmer waren überrascht von der herrlichen Aussicht von diesem Punkte aus.

Hatte man beim projektiertem Virglsteig der Sektionsvorstehung mit seinem eifrigen Obman, Herrn Ingenieur Josef Stipel, allerlei Schwierigkeiten gemacht, so dass die Ausführung dadurch vereitelt wurde, so kamen die Gundbesitzer bei der Anlage des Fußsteiges von Kollern zum Titschen und dann zum Baue der Tischtenwarte selbst, der Sektion sehr bereitwillig, ja man kann sagen in nobler Weise entgegen und gebührt besonders Dank dem Baumeister Herrn Geb.Altmann, der Spitalverwaltung in Bozen, Herrn Holzhändler Baumgartner, Herrn Anton Zelger, Kofler in Kampenn, Herrn Rottensteiner, Elbl in Kampenn und Herrn Zelger Klaus in Kollern. Dem Markierungswesen schenkte die Sektion ihre volle Aufmerksamkeit.

Von harzig-duftender Waldluft und von der Gerechtfertigung der Bezeichnung "Wunderblick"

Wie wir bereits gestern mitgeteilt, findet morgen, Pfingstsamstag, die Eröffnung der neuerbauten Schwebebahn nach Kohlern statt und soll der Betrieb schon in den ersten Vormittagsstunden aufgenommen werden. Von einer offiziellen Eröffnungsfeier musste aus verschiedenen Gründen Umgang genommen werden. Wenn die günstige Witterung anhält, so dürfte sich an den Pfingstfeiertagen auf dieser Schwebebahn, die dem Fahrgast ein ideales Landschaftsbild und einen prächtigen Fernblick gewährt, ein ungemein lebhafter Verkehr abwickeln, zählt doch das aussichtsreiche Plateau des Kohlerer Berges u einem der nächst- und herrlich gelegenen Ausflugspunkte und Höhenstationen. Und dort oben auf dieser Bergeshöhe, wo dem Ausflügler harzig-duftende Waldesluft umweht, findet man sowohl in der Bahnhofrestauration des Herrn Schnetz, sowie im Klaushofe vortreffliche Verpflegung. Aber jeder, der die Fahrt zu dieser Höhe unternimmt, versäume es nicht, dem "Wunderblick" , einem von Herrenkohlern in zirka 10 Minuten? durch einen herrlichen Waldweg führenden Aussichtspunkte seinen Besuch abzustatten. Dort kann sich jeder an der Pracht der im Sonnengolde leuchtenden Natur, der purpurrot glühenden Dolomiten, des Latemar, der Rosengartengruppe erfreuen. Es ist ein Ausblick von berührender Schönheit und Erhabenheit, von welchem jeder Naturfreund vollauf entzückt sein und auch verstehen wird, dass die Bezeichnung dieses Aussichtspunktes "Wunderblick" vollauf gerechtfertigt ist.

Die Fahrpreise auf der Schwebebahn Kohlern sind: Berg- oder Talfahrt: Kronen 1,70, Hin- und Rückfahrt: Kronen 3.

Bozner Nachrichten vom 10. Mai 1913 - Zur Wiedereröffnung der Kohlerer Schwebebahn